Gewuzelte Mohnnudeln

Ich liiiiebe Mohn – II

Da man die Qualität des Mohns besonders bei Mohnnudeln gut beurteilen kann, habe ich mich entschlossen trotz Affenhitze Mohnnudeln zu machen.
Und tatsächlich, der Mohn schmeckt herrlich. Wo ich bei normalen Supermarktmohn immer monierte, der Mohn schmeckt im Abgang scharf oder ranzelt sogar, erkenne ich beim Waldviertler Mohn es gibt doch noch gute Qualität. Er schmeckt schön rund und richtig mohnig. 😉
Was ich nicht wusste: Mohn wird im Waldviertel gequetscht und nicht gemahlen. Von katha/esskultur habe ich erfahren, gequetschter Mohn wird schneller ranzig. Also habe ich die Sackerln sofort zum Zwischenlagern in den Kühlschrank gepackt und heute für die Mohnnudeln kurz aus der Kühle geholt. (Ich wäre übrigens jetzt auch gerne ein Mohnsackerl und würde mich zwischen einer Tube Kremser Senf und einer Wassermelone kuscheln)

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Erdäpfelteig für 4 Portionen:
50 dag runde, mehlige Erdäpfel (die man auch für Pürree verwendet. Keine Ahnung wie sie jetzt heißen, einmal heißen sie Susi, dann Bintja, dann schöne Waldviertlerin. Als „mehlige“, wie man früher Erdäpfel kaufte, bekommt man sie nur mehr bei hiesigen Gemüsehändlern.)
10 dag Erdäpfelstärke
10 dag Grieß
7 dag zerlassene Butter (abgekühlt)
1 Ei
1 TL Salz
1 Prise Muskatnuss

Für die Mohnnudeln:
ca. 7-10 dag gequetschten oder gemahlenen Waldviertler Mohn
Zimt, geriebene Zitronenschale

mohnnudeln-026Die Erdäpfel schälen, vierteln und im Dampfgarer ca. 25 Minuten garen. Dann die Luftfeuchtigkeit wegschalten und bei ca. 140°C weitere 10 Minuten ausdampfen lassen.
Die Erdäpfel etwas auskühlen lassen und durch die Erdäpfelpresse jagen. Die restlichen Zutaten dazugeben und zu einem Teig verkneten (per Hand!). Falls der Teig zu wenig Konsistenz hat, etwas griffiges Mehl unterarbeiten.
mohnnudeln-008In der Zwischenzeit in einem Topf mit großem Durchmesser Wasser zustellen (sagt man auch kaum mehr, gemeint ist, zum Kochen bringen). Sobald das Wasser leise vor sich hinsimmert, Salz dazugeben.
Auf einem bemehlten Brett aus dem Teig eine 1 1/2 daumendicke Wurst formen, kleine Stücke abschneiden und die Nudeln zwischen den Handflächen wuzeln. Eine „Wuzinudel“, wie sie manchmal im Volksmund auch bezeichnet wird, zeichnet sich dadurch aus, dass die Enden dünn zueinander laufen (so wie bei den Vanillekipferln).

Handgewuzelt heißt auch, man unterscheidet sich eindeutig von maschineller Ware. Es schaut nicht eine Nudel wie die andere aus, sondern die eine ist bunkert, die andere verwoadackelt, z’kurz, z’lang – eben wie auch ein handgestrickter Pullover ausschauen soll. Für meinen Begriff gehört Perfektionismus von Lebensmitteln nur in die Industrieproduktion. Was von Hand gemacht wurde, muss nicht perfekt aussehen, aber dafür perfekt schmecken!

Das war nur ein kleiner Exkurs. Die Nudeln wuzeln und in das simmernde Wasser plumpsen lassen. Nicht vergessen eine Probenudel zu kochen. Die Nudeln sind fertig, sobald sie an der Oberfläche schwimmen.

mohnnudeln-033Mit einem Siebschöpfer aus dem Wasser holen, abtropfen lassen. In einer Pfanne Butter schmelzen, die Nudeln „abschmalzen“ und den Mohn dazugeben. Mit Zimt und einem Hauch geriebener Zitronenschale verfeinern. Auf einem Teller anrichten und mit Staubzucker und Marillenröster anrichten.

Marillenröster:
60 dag Wachauer Marillen vierteln
0,4 l Wasser
35 dag Kristallzucker

MarillenrösterWasser und Zucker aufkochen, die Marillen hinzugeben und ein paar Minuten aufkochen lassen, bis die Früchte leicht zerfallen. Ein Viertel der Früchte aus dem Saft heben und für später aufheben. Die verbliebenen Früchte mit dem Blitzstab pürieren und dann die „ganzen“ Früchte dazugeben. Wer mag mit einem Spritzer Inländer Rum abschmecken.

13 Kommentare

Eingeordnet unter küchenente

13 Antworten zu “Gewuzelte Mohnnudeln

  1. michaela

    Hallo Ente!
    Unter http://www.mohnhof.at/page.asp/75.htm findest du Blau/Grau/Weiß-Mohn, auch gequetscht. Ich bestelle gleich immmer mehr davon und lagere den Mohn gut verpackt in der Gefriertruhe. Mohnöl ist auch nicht zu verachten! Irgendwie muss man ja auf einen gewissen Pegel kommen 😉

  2. da sind sie ja endlich, deine Lieblinge. Demnach eine Art Bubenspitzle in Mohn gedraht. Würde ich auch essen und mögen.

  3. G’schupfte Nudeln – bab‘ ich immer von der Oma kriegt … sie fehlen mir so.

  4. mmmhhh, wir sind grad am marünmamalad (wagram diesmal, dafür demeter) einkochen, da wird’s heiss genug in der küche. ansonsten wäre ich bei mohnnudeln sofort dabei. wrenkh hat zur butter immer ein bissl honig gegeben, das schmeckt besonders gut (obwohl ich vorher geglaubt hätte, das schmeckt nur gsund). mit marillenröster ist aber die nobelvariante!

  5. ich liebe auch mohn! 🙂 hab auch erst gestern was mit mohn gebacken. Für deine Nudeln würde ich alles geben, die sehen wahnsinnig lecker aus!

  6. @michaela: Danke, ich habe meinen Mohn von dort. 😉 Der Weißmohn ist schon im Tiefkühler. Da muss ich mir noch überlegen, was ich damit mache. Ich denke ich werde damit Vanillekipferl probieren.
    Das Mohnöl habe ich nicht gekauft. Ich weiß nicht, ist mich nicht so „angesprungen“.

    @lamiacucina: Bubenspitzle ist gut 😀
    (Ich dachte, du bist gar kein Süßer?)

    @rufus: Jetzt fällt mir gerade das Lied von Ludwig Hirsch ein „Die Omama“ http://tiny.cc/rI189

    @katha: Marünmamalad hob i scho eikocht. (Wer wird nur all die Marmelade essen?) Honig zur Butter merk ich mir für’s nächste Mal.

  7. Ja,ja, das haben sie uns auch gesagt, im Mohndorf: den Mohn portionsweise einfrieren !
    hatte mich damals auch sehr eingedeckt.

  8. also ich weiss nicht, unsere marünmamalad müsste man mit zwei wachposten vor dem kammerl beschützen, sonst ist sie noch heiss in den gläsern weg. wir selbst brauchen auch nicht sooo viel (für palatschinken, sachertorte, biskuitroulade und aufs semmerl), aber sobald die freund/inn/en wind davon bekommen, dass wir wieder eine gemacht haben, ist der „schwund“ sehr gross.

  9. Boah! – Schnell weg!!!

    Habe ich noch nie von gehört, Mohnnudeln (ich habe aber schon Pflaumenmus-Nudeln verfrühstückt, echt: „In der Not/frisst selbst ein Gott/statt Weizenschrot/Eisenschrott!“; Verfasser vergessen, auch halte ich mich mitnichten für Gott), aber hätte ich drauf kommen können müssen sollen dürfen…

    Aber hat ja was! Also, wissense, Frau Fitzner!

    Mahlzeit!

  10. Das Wasser simmert vor sich hin? Leise? – Faszinierend, wie Mr. Spock gesagt hätte, und zwar völlig zu Recht.

    Melone mit Senf habe ich auch noch nicht probiert…

    Ich schmier mir mal ’ne Bemme, chchch.

  11. So was wie süße Schupfnudeln…? Sollte ich vielleicht mal ausprobieren!

  12. @Wienermädel: Nächster Blogeintrag verrät meinen Mohnproduzenten. Da gibt es eine Email, da kann man sicherlich direkt bestellen.

    @katha: Ich verrat nix von der Mamalad, die ich einkoch. 😀

    @gDino: Moizeit!
    Melone mit Senf kenn ich auch nicht, aber Feigensenf zu Parmiggiano schmeckt herrlich, Herr Dino!

    @George: Bei uns werden nur die Palatschinken g’schupft, die Nudeln aber g’wuzelt. 😉

  13. Pingback: Mohnnudelteigtaschen, handgeformt statt handgewuzelt « lamiacucina

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