Mohntorte, gesund aber gut!

Gestern wurde ich dank kathas Artikel auf eine Diskussion im Club2 aufmerksam gemacht. Man unterhielt sich dort über Ernährungsgewohnheiten, Diäten und über gesunde Ernährung. Sehr witzig das Team der Gegner gesunder Ernährung waren Udo Pollmer und Werner Gruber – was habe ich geschmunzelt und gelacht, wie den zaundürren Ernährungsexperten die Lad runtergefallen ist, als gewisse Thesen wissenschaftlich widerlegt werden konnten. Gruber, ein entpsannter Physiker mit locker an die 130 kg Lebendgewicht, hat jedes Mal verträumt geschaut, als er das Wort „genussvoll“ mit den Lippen formte und sanft aushauchte. Ja, Essen ist Genuss und nicht Nahrungsaufnahme. Pollmer’s Ruhepuls möchte ich kennen, er wirbelt aufgeregt mit Armen und Oberkörper umher, wenn er eindeutig erklärt, wie die Maschine Mensch funktioniert. Sie will die Temperatur halten und deswegen muss sie Nahrung zuführen (sehr vereinfacht erzählt, würde im Detail ausarten und das interessiert vielleicht niemanden.)
Nun habe ich ja schon einige Jährchen am Buckel. Bin mit Holstein Schnitzel, Toast Hawaii und Bobby Riegel aufgewachsen. Im Restaurant wurde fast jede Speise entweder mit einem halben Dosenpfirsich und Preiselbeeren garniert, oder mit Paprikasalat aus der Dose. Habe mir, welch Todsünde, zur Schuljause beim Greißler vis-à-vis ein Semmerl mit Gemüsemayo gekauft und ich liebte Gabelbissen. Dann kam die Phase, wo alles furchtbar gesund zubereitet werden musste, daraus entstammt noch das Rezept einer Karottentorte, die verführerisch saftig schmecken kann und gar keinen geschmacklich gesunden Touch hat. Trotzdem, wünscht sich jemand von mir eine Torte, kommt gleich die Aussage: „Aber nicht eine von deinen gesunden Experimenten. Ich will eine geile, süße, kalorienreiche, sündige Torte haben.“

Eigentlich plante ich gestern nicht, noch etwas zu backen. Nachdem ich mir die Nachrichten angesehen hatte und ich mir das Zeitfenster von einer halben Stunde zum Club2 errechnete, habe ich kurzerhand beschlossen: Ich backe eine gesunde Torte – ohne Widerrede. Dachte ich da noch, es gibt die gesunde Ernährung sehr wohl.
Dazu fischte ich ein Kochbuch von Christian Wrenkh aus dem Regal. Es heißt „Zurück zu den Wurzeln“ und ich war damals beim Kauf dieses Buches eigentlich enttäuscht. Mich störten die „Werbeeinschaltungen“ gewisser Produzenten und war nur gierig auf seine köstlichen Gerichte, die ich mehrmals schon in seinem Lokal kosten durfte. Früher war der Wrenkh rein vegetarisch und es ist einem eigentlich das Fleisch gar nicht abgegangen. Selbst der Zigurikaffee (Zichorie) hat wie der beste italienische Capuccino geschmeckt und es machte dem Genuss keinen Abbruch gesund zu leben. Jetzt serviert man im „Wiener Kochsalon“ auch Fisch und Fleisch. Seit 1. August kocht Christian Wrenkh dort nicht mehr und vermutlich gab es deswegen die sanften Kurve zu Fisch und Fleisch.

Die aus der Apfelstraße mitgebrachten Früchte sollten verarbeitet werden und so suchte ich nach einem Gebäck mit Apfel. Mohntorte mit Äpfeln stand da. Bei Mohn werde ich sowieso schwach und außerdem habe ich immer ein Packerl gemahlenen Mohn im Tiefkühler liegen (so läuft man nicht Gefahr, dass der Mohn ranzig wird. Mache ich auch mit Nüssen so). Kurz überschlagen, ob ich alle Zutaten beisammen habe und schon ging es los.

Mohn-Apfeltorte
nach Christian Wrenkh (1 dag = 10g)

20 dag gemahlener Mohn
1 Pkt Weinstein Backpulver
8 dag Vollkornmehl
10 mittelgroße Eier (ich habe 7 große Eier verwendet)
2 Äpfel geschält und geraspelt mit 2 TL Rum vermischen
16 dag Butter (statt Margarine!)
18 dag Honig
4 dag Rosinen (ich habe stattdessen Cranberries ausprobiert)
Margarine und gemahlene Nüsse für die Form

 

Powidl oder Marmelade
Schokoladenglasur


Die Springform gut buttern und mit Nüssen ausstreuen. Ich mache das mit Nüssen bei Kuchen, die Mohn oder Nüsse enthalten lieber, als mit Mehl. Das Backrohr auf 150°C vorheizen.

Mohn, Backpulver und Mehl in einer Schüssel vermischen. Eier in Dotter und Klar trennen. Zum Dotter die Margarine und den Honig geben und schaumig rühren. Den Schnee mit einer Prise Salz schlagen. Zuerst den Schnee und dann die Mohn-Mischung unter die Dottermasse vorsichtig heben. Zuletzt kommen die geraffelten Äpfel und die Cranberries dazu. In die Form füllen und ca 45 Minuten backen. (Da hat dann gerade der Club2 begonnen.)
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Die Torte auskühlen lassen und dann mit Powidl bestreichen. Powidl ist dick eingekochte Zwetschkenmarmelade und hat einen feinen herben Beigeschmack. Mohn kombiniere ich mit Powidl sehr gerne. Auf die Idee hat mich damals das Do&Co gebracht, das vor Jahren (jetzt leider nicht mehr erhältlich) damit den Domspitz gefüllt hat. Darüber kommt dann noch eine Schokoladenglasur.

Wer zur gesunden Torte eine ungesunde Beilage mag, serviert sie mit einem Klecks Schlagobers und einem Spiegel aus Weichselsauce.

Seit heute kann ich bei jedem wordpress Artikel eine „poll“ starten. Ein wunderschöner hellroter Punkt prangt auf meiner Leiste und ich bin jetzt regelrecht überfordert, weil ich nicht weiß, welche Umfrage ich starten soll. Kann man diese Umfragen als admin auch so fälschen, damit ich immer gut dastehe? Soll die Ente fragen, ob ihr das Rezept super findet?

15 Kommentare

Eingeordnet unter küchenente

15 Antworten zu “Mohntorte, gesund aber gut!

  1. nicht zuviel versprochen, gell? und ich bin ja froh, den üblacker richtig eingeschätzt zu haben… die psychologin war nicht uninteressant, aber sie sprach wie zu lauter dolis, das mag ich nicht.

    ich hab‘ das wrenkh-kochbuch auch und es gab ein paar dinge früher bei ihm, die ich fast vergötterte, nämlich: die asiatischen pilze, den erdäpfelschmarrn mit knofelrahm und gedämpftem gemüse und die mohnnudeln mit butter und honig.

    und weil ich mohn auch so gerne mag, musste ich das rezept hier bei dir weiterlesen (statt zum kochbuchregal zu gehen, schon komisch). und ich bin irritiert, dass er echt margarine nimmt. die kommt mir nicht ins haus. neinnein. aber sonst klingt’s ja recht fein. gesund ist sie bestimmt/nicht 😉 – wie wir nicht erst seit gestern abend wissen.

  2. Gesund aber gut, das ist selten 😉

  3. Kompliment, so effizient würde ich ein Backwerk nicht in den Ofen bringen. Und dann siehts noch gut aus. Gibts auch multiple choice bei Deinem poll ?

  4. @katha: Es gab früher einmal die „Eden“ Margarine, die führt er bei diesem Rezept auch an. Ich habe sie nie gekauft und backe mit „guter“ Butter. (Den Ausdruck habe ich von lamiacucina und muss jedes Mal lachen, wenn ich dazu greife, weil ich dann im Gedanken sage: Und jetzt die gute Butter dazu.)
    Ich bin froh, nicht zu einer Psychologin gehen zu müssen, aber zu ihr hätte ich auch gar keinen Draht. Ich finde auch, sie hat nicht so wirklich ihren Standpunkt herübergebracht. Das war so Wischi-waschi. Der Üblacker ist ein verbissener Körndlpapst, der sicherlich in seinen Vorträgen predigt. Gut, ich bin sowieso für solche Veranstaltungen nicht die Zielgruppe. (Die Idee, in einer Firma kocht jeden Tag jemand anderer für 40 Mitarbeiter, ist für meine Begriffe nicht umsetzbar.)
    Übrigens im Kochbuch ist auch ein Rezept von seinen (Wrenkh’s) Wuzinudeln.

    @rufus: Wenn Honig dabei ist, dann scheint es gesund zu sein. Ist aber genau so ungesund wie raffinierter Zucker, nur weniger süß. 😉

    @lamiacucina: Frauen kochen und backen anders als Männer. Das merke ich immer, wenn ich mit einem Freund koche. Er nimmt alles so genau. Wenn da ein Teelöffel steht, dann holt er auch den Messlöffel heraus. Wenn ich einfach so aus dem Handgelenk würze, dann schaut er mich immer ganz schief an. Früher fragte er, „woher weißt du, dass das genug ist?“ Als ich darauf antwortete, „Ich wüsste nicht, ob es genug sei, aber ich denke schon“, meinte er, das wäre die Standardantwort von kochenden Frauen und verbeißt sich seitdem jeglichen Kommentar. Männer kochen auch aus ganz anderer Intention heraus, als Frauen. Bei uns stehen scharrend hungrige Mäuler, die geatzt werden wollen. Für Männer ist es ein Hobby – der eine setzt stundenlang Modellbauflugzeuge zusammen, der andere rührt bedächtig in Saucen, Teigen und dergleichen um sich zu entspannen.
    Meine Umfrage hat eine Besonderheit: Man muss nicht lange nach einer Antwort suchen, denn es gibt nur eine! 😀

  5. war das Ihr beitrag zum welternährungstag? 😉

  6. @Herold: War denn ein solcher? Ich gestehe, ich esse täglich.

  7. Ich muss dringend wieder Mohn kaufen – der ist uns nämlich ausgegangen. Das Rezept ist notiert, klingt super.

  8. Beate

    Frau Ente,
    ich hab jetzt vom vielen Augenzukneifen ganz wunde Augen. Wenn ich gefestigter bin, kann ich mir die Rezepte bestimmt mal näher anschauen. Aber so, im Moment…geht gar nicht.

    Auch sonst gefällt mir Ihr Blog. Spritzig und lustig wie ich Sie kenne.
    Ja, ich kenne Sie. (jetzt klingt das so paranoid) Damals ein anderer Anbieter und ein kurzer Benutzername. Ich bin froh, Sie hier wiedergefunden zu haben.

    Mit freundlichen Grüßen aus den Vogesen,
    die Pfarrfrau

  9. @Beate: Ich erkenne Vögel an ihren Ohren! Herzlich willkommen. 😉

  10. Deluxedosenoeffnerin

    @ Frau Ente: Hach, so gut kennen Sie mich? 😉

    Danke!

  11. hm……ist die aber auch wirklich lecker, diese alltime-greats-mohn-torte!

  12. andy

    ich habe diese mohntorte noch gesünder gemacht,statt margarine habe ich kokosfett verwendet und mit chiasamen verfeinert,ist super lecker geworden,habe diese torte ganz alleine inerhalb von 3 tagen verdrückt.

  13. @andy: Margarine – die habe ich schon ewig nicht mehr im Kühlschrank. Gut, dass du mich darauf aufmerksam gemacht hast. Habe ich natürlich gleich ausgebessert.
    Chiasamen gebe ich nur auf mein Müsli und das auch nur mehr so lange, bis die Dose leer ist. Manchmal ärgere ich mich sehr über mich, weil ich (fast) jeden Trend mitmache, daher würde ich die Samen nicht in Lieblingstorten verbacken.
    Danke für deinen Kommentar, trotzdem der Blog im Dauertiefschlaf liegt.

  14. Meißner

    Was ist dag ? Ich kenne nur Gramm! Kommt da eine 0 dran.Ich liebe Mohn und will die Torte unbedingt backen. Danke für den Tipp: Mohn in den Eisschrank!!
    Christina

  15. Danke, für deinen Kommentar, den ich leider erst jetzt gesehen habe.
    1 dag (Dekagramm) = 10 g
    Ich habe immer ein Mohnsackerl im Tiefkühler – dann kann er nicht ranzig werden. 🙂 Gutes Gelingen!

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