Ein Herz für Maroniherzen!


Letzten Sonntag war es wieder soweit. Eine kesse Runde, die stetig wächst, hat sich zum Ziel gesetzt, des Österreichers Mehlspeisen und Süßigkeiten auf Herz und Nieren zu testen.
Letztes Mal waren es die zuckersüßen Punschkrapferl. Dieses Mal standen Maroniherzen in zwei Reihen, die unserem kritischen Gaumen standhalten mussten.
Wie ich schon erwähnte, wurde die Runde größer. Es sind fast alles Twittertanten, bis auf Elisabeth, die uns glaube ich nur müde belächelt. Sie war mit Mann und Kind da. Der Sohnemann ist ein überaus charmanter, aufgeschlossener junger Mann, der einmal in 10-12 Jahren Frauenherzen höher schlagen lässt. Hinzugekommen ist noch @queenofsoup, @weltbeobachterin und die alte Truppe @kathaesskultur und @titlaflora, unsere liebe Gastgeberin.

Wie stellen wir so einen Test an?
Zuerst wird einmal katha zuliebe eine Liste angefertigt, die sie wiederum mit lauter Freude vervollständigt und perfektioniert. Ich sehe sie förmlich vor mir, wenn sie mit glänzenden Augen ein Listerl in die Hand bekommt. So kamen von 25 Erzeugern Maroniherzen zusammen, wo zwei davon eindeutig einem Erzeuger (Eibensteiner) zuordnen ließen.
Was wird uns erwarten?
Davor informierte der orf.at, dass ein Großteil der im Handel kommenden Edelkastanien bereits verdorben sind. Das fängt ja gut an.

Aber, Maroni können wenn sie frisch sind auch gesund sein. Die Esskastanien sind fettarm und reich an Kohlehydraten. Außerdem sind sie ein gutes Nervenfutter, da sie reichlich Vitamin B beinhalten. 10 dag Kastanien haben 196 Kalorien, sorgen aber auch für schnelle Sättigung.
Also dann auf geht’s!

Für den Einkauf gab es folgende Richtlinien:
Den Kauf möglichst spät ansetzen, eventuell sich die Herzen vorreservieren lassen und am Samstag besorgen, damit sie möglichst frisch sind. Maroniherzen sind nämlich nur eingeschränkt haltbar und zwar drei Tage. Die Frage, von wann die Maroniherzen sind, kann man sich so gut wie sparen, weil jeder seine Ware anpreist, als hätte er sie erst in den Nachtstunden erzeugt.
Stammen die Maroniherzen aus eigener Erzeugung? Wenn nein, wo wurden sie zugekauft?
Der Preis – wir notierten diesmal den Preis pro Stück, weil wir auch wieder das Gewicht ermittelten – variierte sehr! 20g zu 1,40, bis 40g zu 3,90.

Die 25 Konditoreien, Zuckerlgeschäfte oder Chocolatiers waren folgende: Sluka, Fruth, Welser, Hussel, Woloszyn, Heindl, Klement, Gerstner, Lindtner, Blocher, Nöbauer, Café Central, Eibensteiner, Dürnberger, Süßes Eck, Heiner, Frömmel, Altmann & Kühne, Oberlaaer, City Confiserie, Demel, Schokokönig, Aida, Fercher, Pischinger;

Nach den ersten fünf Herzen war ich ein wenig frustriert. Es waren nicht wirklich gute Produkte dabei. Lediglich ein einziges Maroniherz war darunter, das ein wenig besser schmeckte, aber doch nur die Note 2-3 erhielt. War es wirklich schon das beste Stück, das Wien zu bieten hat?

Was ein gutes Maroniherz ausmacht!
Da die Herzen mit verhältnismäßig viel Schokolade überzogen werden, bestimmt die Schokolade sehr den Geschmack des Produktes. Eigentlich wesentlich mehr, als bei den Punschkrapferln, die auch mit beträchtlich viel rosaroter Glasur überzogen waren. Der Schokoladeüberzug soll dünn, knackig sein, aber beim Biss nicht gleich vom eigentlichen Herz springen. Von der Schokolade erwarten wir uns Bitterschokolade. Ein Anbieter, der spätere Gewinner hat auch eine Variante mit Milchschokolade angeboten, die auch hervorragend schmeckte. Somit haben wir unser Anforderungsprofil ab der Mitte wieder revidiert, es geht auch Milchschoko. Die Maronimasse, soll maronig schmecken, nicht zu süß und saftig sein, keinesfalls pelzig (wenn zu viel Hautanteile der Maroni mitverarbeitet werden). Der Alkoholgehalt soll dezent zurückhaltend sein und nur eine Geschmacksnuance zum Maronigeschmack bieten. Und dann die Form, schön einer Maroni nachempfunden. Wir waren alle von den Herzen entzückt, die ein schönes Schokospitzerl hatten. Diese glänzten leider nur von außen und innen waren sie nur mittelmäßig.

Und dann ging es los. Bei der Begutachtung der Herzen hatten wir schon Vermutungen, wer die Maroniherzen als seine eigenen ausgibt, sie aber brav beim Eibensteiner kauft (Dürnberger, Süßes Eck). Es gibt wunderschön geformte Herzen und dann wieder welche, die vielleicht Kinderhände geformt haben. Dazu muss noch gesagt werden, wir verkosteten komplett unbeeinflusst, da den Produkten Zahlen zugeordnet wurden und man bei der Fülle der Herzen gleich vergessen hat, welches von wem sein könnte.

25 Maroniherzen später:
Tätäää, we proudly present the Maroniherz-winner:

Schoko Laden Werkstatt
1. Platz Schoko Laden Werkstatt Woloszyn
Die Form der Herzen ist ein wenig puristisch gehalten, dafür sind Inhalt und Hülle um so besser! Schöner Glanz der Schokolade, dünner Überzug, knackt (Milchschoko nicht), schmeckt schön maronig, riecht gut. Wirklich mit Abstand die besten Maroniherzen Wiens. Preis 1,50 (bitte nicht teurer werden!), 30-35 g
2. Platz Conditorei Sluka Schöne Maroniform, aber flach, Schoko knackt, oben dunkle Schokolade, Boden Milchschokolade, sehr cremig, guter Maronigeschmack, angenehm rummig, Preis 2,20, 30 g
3. Platz Café Central Große Maroni, sehr schöne Form, Baucherl wurde von beiden Seiten gedrückt und hat damit eine praktische Griffmulde. Schöner Schokoglanz, cremige Konsistenz, angenehme süße, schön rummig. Preis 1,90, 45 g

Von den 25 getesteten Herzen waren auch 9 Anbieter dabei, die mit durchgefallen bewertet wurden. katha hat uns empfohlen nicht öffentlich zu schreiben, dass etwas faul, schimmlig, sauer, pelzig, mehlig, scharf, modrig oder gar nach Schnitzel schmeckt. Somit möchte ich sagen, dass mir die neun Sorten überhaupt nicht geschmeckt haben. Wen’s interessiert, dem schreibe ich die Produzenten gerne auf, die meiner Empfindung nach keine gute Ware verkaufen.
Der Rest der Herzen befand sich im unspektakuläres Mittelfeld.

Fazit: Die Wiener Maroniherzenhersteller müssen sich noch ein bissl anstrengen. Trotzdem sind die drei Gewinner mit Abstand die besten Maronis von Wien.

23 Kommentare

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23 Antworten zu “Ein Herz für Maroniherzen!

  1. ludi

    unglaublich toll!
    her damit, aber sofort!!!!!!!!

  2. sehr schön! und die [meine] facebook-gemeinde freut sich auch darüber 😉 -> http://www.facebook.com/#!/lokalreporter

  3. Eine Wiener Spezialität, die ich leider nicht kenne. Die einen werden vermutlich hohle Marroniformen aus Schoki giessen und diese mit Marronimousse ausspritzen. Die besseren werden Marroni formen, dann in die Kuvertüre tauchen und abblasen, damit nicht zuviel Schokolade drum herum ist.

  4. (… und im Café Central gibts sogar ’n Herrensaal, ha…)

    (… hiermit möchte ich mich am Wettbewerb „Der beste Neben-dem-Thema-Kommentar beteiligen…)

  5. Wenn sie 3 Tage halten, braucht Ihr Euch doch nur zu treffen gemeinsam in getrennte Packerl einpacken und alles MIR schicken. Ich mache dann eine objektive Bewertung, schreibe das auf meinem Blog und bedanke mich recht herzlich. :mrgreen:

    Da Ihr Schnitzel gefunden habt, eine Frage: gibt es auch welche mit Chilli? 😆

  6. genau so wars! exaktlich! und mir fehlen immer noch die worte, um zu beschreiben wie glücklich ich nach der verkostung über deinen sensationellen heringssalat (den mit den bohnen, den fand ich noch besser als den mit den roten rüben!) war….

    alles liebe
    qos

  7. man merkt, dass es nicht ganz so erfüllend (füllend schon) war, wie erhofft, aber wir werden beHERZt in die nächste runde gehen, und die kann nur besser werden, stimmt’s?
    ps: eigentlich habt ihr – du und weltbeobachterin – schon alles gesagt… mal sehen, was mir noch einfällt.

  8. @ludi: ummeschupf und schon ist eines dort!

    @Lreporter: Dann ziehen wir einen großen Deutschlandvertrieb der Maroniherzen auf.

    @lamiacucina: Tatsächlich war auch ein Anbieter dabei, der Maronischokoherzen gegossen hatte und darin eine wesentlich weichere Maronimasse gespritzt hat – uuups wo ist meine Verkostungsliste, um mich zu erinnern, wer das war?

    @gDino: Und ich dachte, du sagst jetzt etwas über Altenberg, Kraus und Kaffeehausliteraten.

    @rufus: In der Steiermark fallen die Keschtn ja sogar von den Bäumen, so viel habt ihr davon!

    @weltbeobachterin: Danke, kann ich nur zurückgeben.
    Ergänzende Hinweise in ihrem Blog. 😉

    @katha: Wir haben deinem Bericht vielleicht ein wenig an Länge genommen. Einfallen tut DIR sicherlich noch ein Haufen! Wohl an!

  9. @queenofsoup: Danke, Frau Suppenkönigin! Nach so einem Overload von Süßem (Punschkrapferl war wirklich heavy. Da waren die Maroniherzen wie ein Tag nach einer Mayrdiät. 😉 ) braucht’s was Saures. Der Heringssalat mit Roten Rüben ist nicht jedermanns Sache, aber ich probiere es immer wieder, die Leute zu überzeugen. 😉

  10. Danke, Danke sehr gut Idee Maroniherzen zu testen. Ich liebe Maroniherzen!
    Ich habe heute erst diesen Blog entdeckt aber ich bin sicher nicht zum letzten Mal Gast.
    Liebe Grüße
    Teresa

  11. … traue ich mich nicht mehr zu sagen, weil ich immer wieder Peter Hille und Peter Altenberg durcheinander bringe…

  12. ludi

    war lecker!
    gibts noch mehr?

  13. Pingback: Blogroll we.blog #6: Köstliches im www | we.blog

  14. ludi

    und nun ein post über weiberherzen?!
    das würde ich nur zu gerne lesen 🙂

  15. joulupukki

    Bravo, dieses Testergebnis werde ich mir morgen gleich zu Nutze machen, jetzt da ich aus erster Hand weiß, wo es die besten Maroniherzen gibt!

    Mehr Tests!

  16. chocokat

    Die Maroniherzen der Bäckerei Szihn sind auch schwer zu empfehlen! (obwohl sie fast zu groß sind, um sie auf einmal zu essen…)

  17. Liebe chocokat!
    Die Maroniherzen dieser Bäckerei wurden nicht getestet, sofern sie auch von Szihn selbst hergestellt wurden. Es ist nicht gewöhnlich, dass Bäckereien Confiserien aus eigener Produktion herstellen. –> „Bäcker bleib bei deinen Semmerln“, um das Sprichwort umzuformulieren.
    Ich vermute fast, es handelt sich dabei um das Maroniherz, das in unserer Verkostung auch dabei war: Eine gegossene Schokoform, die mit Maronimasse gefüllt wurde und wirklich extrem groß war. Hersteller habe ich gerade nicht im Kopf.
    Werde das nächste Mal bei Szihn nachsehen und berichten, ob es Ähnlichkeiten gibt.

  18. chocokat

    Ja, das hab ich mich auch schon gefragt, ob sie von wo anders kommen. Weiß auch nicht, ob die jeder Szihn hat, ich hab sie bei dem am Gersthofer Platz im 18. probiert!

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  21. @joulu: Wir machen weiter …. 😉

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